– Realität in Fantasybüchern? –

Oft habe ich mich gefragt ob das geht – Realität in Fantasybüchern. Widerspricht sich das nicht? Bei vielen Geschichten, dass weiß ich noch genau, wollte ich in den Rezensionen (oder habe ich) mit dem Aspekt argumentieren, dass es mir zu unrealistisch ist. Aber da kam mir jedes Mal wieder der Gedanke: Es ist Fantasy und deshalb ist vieles  unrealistisch. Kann ich es also deswegen nicht kritisieren?

Auch wenn eine Geschichte in einer fantastischen Welt angesiedelt ist, mit mystischen Kreaturen, vorherbestimmten Schicksalen und magischen Artefakten, sollte es doch einen Bezug zur Realität geben. Besser gesagt, sollte sie zumindest logisch aufgebaut sein.

So ist es mir immer wieder aufs neue ein Rätsel, dass, wenn Charaktere Wochen lang in der Wildnis unterwegs sind, sie für einander immer noch „heiß“ aussehen und einen Atem nach frischer Minze haben. Selbst der Schweiß riecht oftmals nach Rosen. Und da hört für mich die Logik auf. VIELLEICHT haben die Charaktere ja in ihren Reisetaschen Zahnbürsten dabei und vielleicht auch Seife, aber mal ehrlich? Auf der Flucht vor Soldaten, die einen Töten wollen, umgeben von Kreaturen die einen fressen wollen, riechen die Hauptcharaktere so? Nach Wochen? (Ich beziehe mich hier auf ,,Die wahre Königin„, da mir dieses Beispiel im Kopf geblieben ist. Aber es gibt viele Bücher in denen es genauso beschrieben wurde.) Außerdem haben sie doch offensichtlich genug andere Probleme.
Ich würde gern mal über Charaktere lesen, die sich mögen, aber auf so einer Reise einfach nur genervt von ihrem Gegenüber sind. Ständige Nähe, nervige Eigenschaften etc. als Stimmungskiller klingt für mich nach unterhaltsamen Situationen.

Ich wünschte mir oftmals mehr „Realität“ bzw. einfach etwas logischere Umstände in Büchern. Es ist aber auch nachvollziehbar, dass man zwei Charaktere schwer zusammen bekommt, wenn sie sich gegenseitig den Geruchssinn zerstören durch den Gestank  ungeputzter Zähne.
Selbst solche Kleinigkeiten würde ich gern mehr in Büchern lesen. Zähne putzen oder alltägliche Dinge kommen meistens nicht vor, aber gerade bei solchen Geschehnissen fände ich es spannend auch mehr über diese Dinge zu lesen. Und wenn es nur zwei Sätze wären.

Wenn etwas geschieht, egal ob in Büchern oder Filmen, und mir etwas unlogisch erscheint und es laut ausspreche, kommt oftmals der Kommentar (meistens von Familie oder Freunden) : ,,Aber es ist doch sowieso Phantasie. Nichts davon ist Realität.“
Aber nur weil etwas nicht der Realität entspricht kann es doch „realistisch“ sein, oder? Charaktere sollten nachvollziehbar handeln, und wenn nicht, sollte es doch einen Grund dafür geben. Ich denke es ist nicht zu umgehen, dass in jedem Fantasybuch auch Realität eingearbeitet ist, denn darauf baut sich alles auf, wie wir unsere Welt wahrnehmen.  Dieses Grundgerüst unserer Wahrnehmung der Welt wird dann zu einer anderen Welt transformiert. So werden für uns typische Eigenschaften, Verhaltensweisen, soziale Strukturen aus unterschiedlichsten Zeiten einbezogen und zum gewünschten Bild des Autors umgewandelt. Somit steckt in jedem Buch  ein kleines Stück Wirklichkeit.

Darüber hatte ich nun schon einige Zeit nachgedacht  (wann immer ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass in Fantasie nichts Realität wäre) und wollte meine Gedanken mit euch teilen.

Wie seht ihr das?

19 Gedanken zu “– Realität in Fantasybüchern? –

  1. Hey!
    Da stimme ich dir vollkommen zu. Realität und Logik sollten in Fantasy verankert sein. Gerade das macht diese Geschichten doch aus – alles ist so realistisch, dass man sich vorstellen kann, das passiert wirklich, und man wünscht sich, in dieser Welt zu sein, auch wenn man weiß, dass sie lediglich eine Phantasiewelt ist. Wenn ich anfange, etwas als Leser zu hinterfragen, hat der Autor im schlimmsten Fall seinen Job nicht gemacht (im besten Fall ist es ein Hinweis auf einen kommenden Plotpoint).
    Liebe Grüße, Francis

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    1. Da stimme ich dir voll und ganz zu 🙂 Es ist die beste Auszeichnung für einen Autor, wenn der Leser so in die Geschichte eintauchen kann, als wäre er ein Teil davon, als wäre die Geschichte real!
      Danke für den Kommentar 🙂

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  2. Hallo!
    Ich stimme dir da auch vollkommen zu. Wobei, glaube ich, einfach verschiedene Verständnisse von Realität miteinander kollidieren, wenn du (oder jemand anderes) mit anderen über Realität in der Phantastik diskutierst.
    Das eine ist unsere – nichtmagische – Realität. Wenn ich selbst das meine, spreche ich meist von „real“.
    Und dann gibts die Realität, die ich mit „realistisch“ verbinde und die eher auf die Logik abzielt …
    Letzteres ist für mich sehr wichtig. Wie du es richtig beschreibst: eine Handlung/ Welt kann noch so fantastisch sein, eine gewisse Realitätsnähe/ Logik braucht sie trotzdem, sonst fällt es mir schwer, sie richtig ernstzunehmen und nicht ständig an Plot und Welt zu zweifeln.

    Liebe Grüße
    Sarah

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    1. Ja, da hast du recht. Es ist auch manchmal schwierig gerade aus diesem Grund mit anderen darüber zu reden. Immerhin hat jeder ein anderes Verständnis von Realität & eine andere Sicht auf die Welt im Allgemeinen.

      Liebe Grüße und danke für den Kommentar!

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  3. Im Prinzip ja. 😉

    Das Problem ist zweigeteilt:

    Aus Sicht des Autors diese – durchaus interessanten – Situationen so darzustellen, dass sie der Handlung dienen. Halte ich durchaus für machbar. Wird aber wahrscheinlich nicht passieren weil

    aus Sicht des Lesers die handelnden Personen in ihren Handlungen perfekt zu sein haben. Auch in dem, in dem sie nicht perfekt sind. Mit anderen Worten: Je näher der Protagonist in Richtung dessen rückt, was – abgesehen von der Handlung – der Alltag eines Lesers sein könnte, desto schlechter wird sich das Buch im Allgemeinen verkaufen lassen.

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    1. So habe ich es noch nicht gesehen, aber da hast du wahrscheinlich recht. Ich fände es schön, wenn man etwas mehr Abstand zum Perfekten haben würde. 🙂

      Danke für deinen Kommentar. Er hat mir ein Auge mehr geöffnet.

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  4. Hey Franzi!
    Das ist ein interessantes Thema und ich habe auch schon öfters darüber nachgedacht. Diese alltäglichen Dinge wie Zähne putzen, duschen, die Periode, und die allgemeine Körperhygiene wird nicht nur in Fantasybüchern übergangen. Ich habe bisher selten Bücher gelesen, in denen die Charaktere wirklich Zähne putzen.
    Ich fände es auch toll wenn die Charaktere nach monatelanger Flucht nicht wie Supemodels aussehen würden und sich gegenseitig auf sie Nerven gehen. Meiner Vermutunf nach „vergessen“ das viele Autoren solche kleine Szenen einzubauen. Entweder weil sie es nicht wichtig finden oder sie denken, dass das eh niemanden interessiert. Das denke ich mir zumindest 🙂
    Kleine Realitätseinschübe finde ich also auch wünschenswert. Zwei oder drei Sätze mehr würden schon reichen. Aber ich muss auch nicht auf jeder Seite lesen wie sich der Protagonist die Zähne putzt 😀
    Liebe Grüsse
    Julia

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    1. 😀 da hast du recht. Wenn es zu oft vorkommen würde, wäre es schon wieder lästig, außer der Charakter hat vielleicht einen Reinheitswahn, oder so. Ich würde mich das wirklich al wünschen, wenn die Hauptcharaktere sich angiften und nicht immer über einander herfallen, als wären es die einzigen Menschen auf der Welt. Ehrlich gesagt, lese ich auch gern Geschichten über „perfekte“ Charaktere die zwar so scheinen aber doch Makel haben. Und ich bin auch nicht gegenüber viel Romanze abgeneigt, aber – wie gesagt – logisch sollte es mir doch vorkommen ;D

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  5. Ich finde, in Fantasyromanen sollte es für die Fantasy-Verhältnisse realistisch bleiben. Und deine angesprochenen Punkte sind genau das. Schließlich sind das da drin trotzdem noch Menschen und Menschen haben gewisse körperliche Eigenschaften. Wenn das andere Wesen wären, hätte ich damit auch absolut kein Problem, aber oftmals sind es das nicht.
    Ich finde deinen Beitrag absolut richtig und bin genau deiner Meinung! Es ist so, dass man durch 24/7 zusammensein auch mal genervt voneinander ist, sich aber trotzdem lieben kann. Aber man braucht einfach mal auch seinen eigenen Freiraum. Seine Privatsphäre und bei solchen Actionbücher mit Fluchten etc ist das schwierig. Deswegen kann doch aber trotzdem eine Beziehung zustande kommen, auch wenn man sich nicht 24/7 wunderschön und anziehend findet. Aber das ist menschlich. Mich nervt das sowieso, dass immer da steht: Sie war ungeschminkt und dreckverschmiert und fettige bla bla, aber sah einfach heiß aus. WTF? Kein Mensch sieht da gut aus. Aber in diesem Moment geht es da auch einfach nicht drum und es ist dem Typ und dem Mädel auch nicht wichtig, ob der Gegenüber gut aussieht. Sowas nervt mich auch immer.

    Danke für den Beitrag!

    xoxo Vera

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    1. Wie wahr, Vera! Wie wahr. Ich mein wie toll wäre es denn wenn sich Charaktere mal aufgrund ihrer Charaktereigenschaften verlieben und nicht nur weil sie super heiß aussehen – egal in welcher Situation! Klar ist deren Charakter „immer“ auch mit einbezogen, aber am Ende wird doch hauptsächlich auf das Aussehen eingegangen und deren (magische) Anziehungskraft aufeinander.

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      1. Eben!!! Einfach mal ein ganz normaler Typ und ein ganz normales Mädchen. Soll’s ja geben! Rundherum kann ja alles Fantasy sein, aber keiner der beiden hat besondere Fähigkeiten. Durch einen dummen Zufall sind sie aber trotzdem in die Sache verstrickt! Das wärs auch mal. 🤔

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  6. Total spannend. Für mich als Autor sind solche Beiträge total wichtig. Ich hinterfrage mich selbst, wie ich damit umgehe. Vor allem aber bin ich ja auch noch Konsument. Von daher weiß ich natürlich genau, was du meinst. Und ich finde es auch nervig, wenn es unrealistisch ist. Also in dem Sinn, dass die Logik nicht stimmig ist.
    Es ist ein echt schwieriges Thema, die Dinge des täglichen Lebens in einer Geschichte untertzubringen. Einfach weil es langweilig ist. Das ist der tägliche Trott, den jeder Mensch hinter sich bringen muss. Jeder muss mal aufs Klo. Muss essen und meist waschen wir und auch regelmäßig. Über die Ausnahmen will ich jetzt nicht nachdenken. 😉
    Alltag macht nur keine Geschichte aus.
    Nur wenn es der Geschichte dient kann man diese alltäglichen Dinge einbauen. Sonst verliert man den Leser.
    Bei meinem ersten Roman habe ich sehr viel dieser alltäglichen Dinge eingebaut. Gerade weil ich es so sah wie du. Mich hat es genervt, dass es nie vorkommt. Doch dann musste ich feststellen, dass es total langweilig ist und der Geschichte nicht dient. So habe ich viele dieser Dinge wieder gestrichen.
    Hier macht es wohl der Mix. Es ist nicht wichtig, dass man schreibt, dass die Sonne jeden Tag auf- und dann wieder untergeht. Das weiß man. Nur wenn es besonders schön oder schrecklich ist, und eben der Geschichte dient, ist es sinnvoll darüber zu schreiben.
    Und in dem Fall, dass die Helden Wochenlang auf der Flucht durch einen Dschungel sind, würde ich nie eine Liebesszene einbauen. Das ist albern und totaler Schwachsinn. Für Erotik ist da einfach kein Platz. Wenn dann nur, sollten sie zufällig auf einen tollen See gestoßen sein und sich endlich baden können, sich den Dreck der Flucht abwaschen und sich endlich wieder wohlfühlen. Dann kann auch so was wie Erotik entstehen.

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    1. Ja, da gebe ich dir vollkommen recht. Ich denke, dass diese banalen Dinge im Übermaß nicht unbedingt sein müssen oder Sinn machen, aber wenn es die Handlung verlang sollte schon mal so etwas eingebaut werden! Das Beispiel, was du zuletzt genannt hast ist super! Dann würde ich es verstehen und es wäre sicher eine tolle Szene geworden. Aber so wie es geschrieben wurde, fand ich es einfach unrealistisch und seltsam! Schreibst du zufällig Fantasygeschichten ?! 😀

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      1. Ja, ich habe gerade eine Trilogie geschrieben. Kannst ja mal nach „Freiheit der Schmetterlinge“ schauen. Oder einfach auf meiner Seite vorbei schauen, da findest du auch alles.
        Würde mich echt total freuen, wenn du meine Geschichten lesen magst. Und vor allem, wenn du mir dann sagst, wie du sie findest.
        Ich finde es immer total wichtig und vor allem spannend, wie das ankommt, was ich schreibe.

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  7. Hallo Hallo 😊

    Was für ein toller Beitrag und ich kann mich dir nur anschließen. Wie oft ich schon den Kopf geschüttelt habe, weil mir das alles viel zu unlogisch erscheint kann ich gar nicht mehr sagen. 😄 Dein Argument mit dem Wald hat mich direkt zum Lachen gebracht, denn genauso ist es. 😂 Natürlich wäre es super wenn wir alle nach Minze und Rosen duften würden, aber die Wahrheit sieht eben anders aus.

    Liebe Grüße
    Ella ❤

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  8. Ich bin da vollkommen deiner Meinung; ich brauche eigentlich immer – bei jedem Genre – einen gewissen Realitätsbezug, sonst steige ich irgendwann aus – das geht bei mir tatsächlich so weit, dass ich nicht nur in Büchern darauf wert lege, sondern selbst beim inneren Rumträumen. Auch da muss ich alles irgendwie in der Realität verankern : Wenn ich sagen wir mal, darüber fantasieren würde, reich zu sein, dann gäbe es in meinem Kopf dazu garantiert eine ausgefeilte Hintergrundgeschichte 😀
    Und es ist ja auch durchaus machbar, die Mundpflege sinnvoll in Geschichten einzuarbeiten – man könnte die Zahnbürste ja zum Beispiel benutzen, um neben Sauberkeit eine wichtige Erkenntnis hervorzurufen 😉

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    1. 🤔 leider kann ich da nicht so richtig mit reden… habe bisher nur die erste Staffel gesehen – vor einer Weile – und nicht mal die letzte Serie 🤔 aber das ist natürlich schade, scheint dem Hype aber keinen Abbruch zu tun.

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